Ich bin der, der ich bin

Ich bin der, der ich bin. Ich könnte auch sagen, ich werde zu dem, der ich bin. Auf dem Weg, den ich gehe, werde ich zu dem, der ich bin. Schritt für Schritt verwirkliche ich mich. Aber ich bin es immer, jeden Augenblick, jetzt. Und ich bin so, wie ich jetzt bin. Ich muss nichts wegnehmen und nichts hinzufügen 

Ich bin es also auch an diesem Ort, egal wo ich bin. Da, wo ich mich hingestellt habe. Oder hingestellt wurde. Vielleicht empfinde ich eher letzteres. Dass es mit mir gemacht wurde, dass ich nicht gefragt wurde, ob ich denn wirklich sein möchte. Aber das ändert nichts an meinem Hiersein an diesem Ort. Das ist nicht nur mein grundsätzliches Hiersein in dieser Welt, es ist mein ganz konkretes Hiersein gerade jetzt an diesem Ort, gleich, was ich gerade tue. 

Ich muss nicht weglaufen. Ich darf hierbleiben. Ich muss nicht rastlos von einem Ort zum nächsten ziehen. Das gilt auch für mein Denken und Empfinden. Da wo ich jetzt bin, ist schon alles vorhanden. Da wo ich jetzt bin, bin ich schon ganz. Da wo ich jetzt bin, ist mein ganzes Leben. 

In diesem Augenblick steht mir die ganze Welt offen. Ich muss nicht darum kämpfen. Ich kann es geschehen lassen. Das was geschieht, geschieht. In diesem Augenblick vollzieht sich mein ganzes Leben. Und es ist gut so. 

Und wenn ich das aber ganz anders empfinde? Wenn ich doch unter diesem konkreten Augenblick leide, wenn ich mich doch an diesem Ort, an dem ich gerade bin, nicht wohl fühle? Diese Situation gerade, dieser Mensch neben mir, diese Arbeit, die ich gerade mache, dieser Körper, in dem ich stecke, die gesamte Weltlage, politisch, sozial, wirtschaftlich, nichts davon entspricht meinen Vorstellungen. Es ist alles eben nicht gut!

Beides ist richtig und das ist schwer zu verstehen. Zunächst einmal, natürlich kann ich die Welt nach meinen Vorstellungen gestalten. Genau das macht uns ja auch zum Menschen. Wir wollen leben und uns verwirklichen. Das geht aber nur miteinander, denn auch, wenn jeder von uns ein einmaliges, individuelles Lebewesen ist, ist er gleichzeitig mit allen anderen Lebewesen verbunden. Das schafft viele Reibungsflächen. Ob daraus dann ein Kampf oder ein Tanz entsteht, das können wir mit unserer Haltung beeinflussen.

Manchmal müssen wir um unser Überleben kämpfen, das heißt, alle unsere Kräfte konzentrieren, um nicht unterzugehen. Zumeist wird ein Kämpfen aber gar nicht notwendig sein. Wir tun es aber dennoch, fühlen uns alle Zeit angegriffen und sind bereit, in jedem Augenblick zurückzuschlagen. Das bindet dann viel von unserer Lebenskraft. Oder wir fühlen uns bereits erschöpft und ausgelaugt. 

Wenn ich dann innehalte, einmal zur Ruhe komme, mich besinne, dann kann ich es spüren. Ich bin, der ich bin, allezeit, in diesem Augenblick. Ich bin getragen und aufgehoben. Vor allem, ich kann mir vertrauen. Wenn ich mir vertraue, kann ich auch der Welt vertrauen. 

Wenn ich aber doch eher verzweifelt oder ängstlich bin? Spüren, dass ich hier bin, jetzt, an diesem Ort. Mein Atem kommt, mein Atem geht. Das ist es und nicht mehr. Mein Atem kommt, mein Atem geht. Dem kann ich vertrauen und brauche nichts zu tun. Nur Schauen und Spüren. Einatmen. Ausatmen. Vertrauen wächst, Schritt für Schritt. Der Boden trägt. Vertrauen wächst, Atemzug für Atemzug. 

Mir geht es auch gut, wenn es mir nicht gut geht. Diese tiefe Wahrheit erfahren bedeutet, die eigene Quelle zu erfahren. Das kann in jedem Augenblick geschehen. Um daraus dann zu handeln und zu tun, was zu tun ist.