Zen und Aikido

„Freiheit, Offenheit und Selbstvertrauen, aber auch Durchsetzungsvermögen, Intuition und Kreativität haben einen weitaus höheren Stellenwert als die Idee des Wettkampfes.

Liebesfähigkeit, Gesundheit und festen Boden unter den Füßen zu haben, zählen mehr als bloßer körperlicher Aktivismus.

Als Morihei Ueshiba (1883-1969) den spirituellen Aspekt zu einem zentralen Anliegen der Verteidigungskunst machte und jegliche Militanz und Gewalt ausgrenzte, entstand ein neues Budo. Der von ihm verwendete Name Aikido bedeutet dementsprechend: Weg (do) des Einklangs und der Harmonie (ai) mit kosmischer Energie (ki). Immer wieder warnte Ueshiba vor einem falschen Verständnis des Aikido und bezeichnete das an Macht und Wettkampf sich orientierende Budo als eine Angelegenheit für „verbogene Menschen“.

Pierre Levasseur (rechts), Trainer und Gründer des Dojos in Plombieres, 2. Dan Tendoryu Aikido, Tendo World Aikido
Pierre Levasseur (rechts), Trainer und Gründer des Dojos in Plombieres,
2. Dan Tendoryu Aikido, Tendo World Aikido

Budo ist weder ein Werkzeug, die Welt mit Waffen in die Destruktion zu führen, noch dient es dazu, Angreifer niederzuschlagen. Wahres Budo ist es, mit dem Geist des Universums in Einklang zu sein, wahres Budo ist „Liebe“ (M. Ueshiba). So verstanden, sind die fließenden Bewegungen des Aikido eine beständige Chance für den Übenden, sich selbst im Zentrum der Bewegung zu finden. Oft vermuten Anfänger, Aikido und Meditation seien Techniken, Körper und Geist zu kontrollieren oder zu beherrschen, doch das ist ein Irrtum.

Auf Körperbeherrschung läßt sich wegen der damit verbundenen Selbstunterdrückung nur eine Scheinsicherheit aufbauen, Angst und Destruktion lassen sich mit den Mitteln der Kontrolle nicht auflösen. Genau wie in der Liebe geht es im Aikido und der Meditation um die Einheit des Menschen und die Entfaltung seiner physischen wie spirituellen Möglichkeiten.

Liebe in die Weit zu bringen, ist unsere göttliche Dimension, Gewalt dagegen ist ein Zeichen von Unfreiheit. Es ist eine Tatsache, daß Gewalt gegen andere sich immer auch gegen uns selbst richtet, und daß Liebe für andere nicht möglich ist ohne Liebe zu uns selbst. Diese Herausforderung ist total. Wir müssen alles geben, um alles zu gewinnen. Alles, das meint höchste Individualität und grenzenlose Identität. Wir sind eins mit jedem Staubkorn im Weltall. Das Göttliche und das Profane berühren sich nicht, sie sind eins.“ Gerhard Walter

"Leere Wolke" Zen Linie Willigis Jäger