Was können wir tun?

Was können wir tun?In einem der einflussreichsten Machtzentren unserer Welt sitzt ein Verrückter. Was können wir tun angesichts dieser Bedrohung für den Frieden und das Zusammenleben auf unserer Welt? Und angesichts der Tatsache, dass er über einen demokratischen Prozess in dieses Amt gekommen ist und Millionen von Anhängern ihm scheinbar willenlos folgen und ihn beständig in seinem Narzissmus bestätigen. Dieser Prozess erinnert an ein Déjà vue unserer jüngeren Geschichte, haben wir sowas nicht schon einmal gehabt mit überaus schrecklichen Folgen für unser Menschsein und das Leben überhaupt? Für viele ist diese Erfahrung besonders schmerzhaft, die geglaubt haben, in unsere Menschheitsentwicklung diese Phase bereits überwunden zu haben und in ein Zeitalter der Zusammenarbeit und Überwindung von Grenzen eingetreten zu sein. 

Das Ganze wird noch bedrückender durch die Tatsache, dass auch in Europa immer mehr Verrückte an Einfluss gewinnen und in verschiedenen Ländern sogar bereits die Regierungsverantwortung übernommen haben. Statt Kooperation und Mitgefühl für die Schwachen geht es um Ausgrenzung und Nationalismus, gepaart mit der Kultivierung eines übersteigertem Individualismus. Noch mehr Egozentrik als bisher zur Lösung unserer Probleme. 

Wo kommen die Verrückten plötzlich alle her? Verrückt heißt, nicht bei Sinnen zu sein, geistesgestört zu sein. Aus der Perspektive spiritueller, erwachter Traditionen sind wir das mehr oder weniger alle. Über unsere Sinne können wir die Wirklichkeit recht unverfälscht wahrnehmen, wir konstruieren dann aber kontinuierlich verzerrende Konzepte und fragmentarische Geschichten, die wir schließlich mit der Wirklichkeit als solche verwechseln. Insoweit sind wir alle ver-rückt, wir nehmen die Welt nicht so wahr, wie sie ist sondern nur noch so, wie wir sie uns konstruiert haben. Diesen einen Prozess, der das Leben ist und in dem alles zusammengehört und miteinander wirkt, haben wir verdinglicht und aufgespalten in eine Vielzahl von scheinbaren Gegensätzen. 

Durch unsere Übungspraxis versuchen wir unsere Wahrnehmung und das sich daraus entwickelnde Verständnis für die Welt gerade- zu-rücken, um das zu erfahren, was ist und wie es ist, statt uns in illusorischen Konzepten zu verrennen. Wer in der Übung steht, erfährt diese nicht-duale Sicht auf die Welt, mehr noch, er erfährt sich als diese Wirklichkeit in all ihren Erscheinungen. Aus dieser einen und einenden Erfahrung erwächst Mitgefühl und Liebe, auch für diejenigen, die Ausgrenzung und Hass schüren. 

Was können wir also tun aus unserer Erfahrung heraus und angesichts der derzeitigen Umstände? Ein Verhalten, dass nun seinerseits Ausgrenzung provoziert, ist keine Lösung. Unsere Lösung bleibt Achtsamkeit, Präsenz und Mitgefühl allem gegenüber in jedem Augenblick. Das fällt immer wieder schwer, aber deshalb üben wir ja, halten inne, schauen, atmen ein, atmen aus, kommen zur Besinnung und lassen zu, dass Lösungen ihre Zeit brauchen und unser Herz, um sich adäquat zu entwickeln. Das mag naiv klingen, scheint aber die einzige Alternative zu sein, weil sie aus der Wirklichkeit kommt, so wie sie ist. 

Brücken immer wieder neu bauen, Grenzen immer wieder neu überwinden, die eigene Hand immer wieder neu reichen. Immer wieder das gerade rücken, was ver-rückt ist. Sich nicht verstecken, sich nicht zurückhalten, sich zu dem bekennen und zu dem stehen, was in eigener Übungspraxis erlebt und erfahren wird. Jetzt und immer wieder.